VORWORT
von Jeff Allen
"Seekajakfahren: Eine Reise voller Werte und Traditionen"
Seekajakfahren bedeutet für jeden etwas ganz Unterschiedliches. Mir offerierte es eine Möglichkeit, auf Entdeckungsreise zu gehen - in einem der edelsten Wasserfahrzeuge der Welt. Ein Seekajak hinterlässt keine Spuren und keine Narben. Es wird durch Muskelkraft und Willen angetrieben und durch Geschick und Erfahrung gesteuert. Es bewegt sich durch eine der dynamischsten Umgebungen der Erde - dort, wo die Kraft des Ozeans auf den Widerstand des Landes trifft. Das Reisen in dieser Zone mit einem so kleinen Boot wird in der Welt des Abenteuersports gerne unterschätzt - und niemand hat diese Reisen besser gemeistert als Freya Hoffmeister.
Meiner Meinung nach verdient Freya einen Platz in der Geschichte als die erfolgreichste Expeditionskajakfahrerin, die je gelebt hat - und sie ist noch unter uns, um ihre Geschichte zu erzählen.
Es ist bemerkenswert, dass Deutschland - ein Land mit einer relativ kurzen Küstenlinie - bei den Errungenschaften des modernen Seekajaksports eine Vorreiterrolle spielt.
- Franz Romer überquerte 1928 den Atlantik in einem Klepper Faltboot und paddelte und segelte von Lissabon über Las Palmas zu den Virgin Islands.
- Oskar Speck paddelte sieben Jahre lang von Deutschland nach Nordaustralien und kam in Darwin an, gerade, als der Zweite Weltkrieg ausbrach.
- Dr. Hans Lindemann querte 1956, auch in einem Klepper-Faltboot, den Atlantik von den Kanarischen Inseln nach St. Martin.
- Und, natürlich, Freya Hoffmeister, die vielleicht weiter gepaddelt ist als jeder andere - noch lebend oder bereits verstorben.
Ich traf Freya zum ersten Mal 2005, kurz nachdem Hadas Feldman und ich unsere Umrundung von Japan beendet hatten. „Und - wo bist du schon gepaddelt?“, fragte ich sie. „Bis jetzt nur vor meiner Haustür, auf der Ostsee und der Nordsee. Aber ich würde gerne mehr unternehmen!“ Damals hatte sie gerade erst mit dem Seekajakfahren angefangen. Und doch erregte sie bereits Aufsehen unter den Paddlern, die sich beim Anglesey Sea Kayak Symposium versammelt hatten.
Einige Monate später trafen wir uns beim Storm Gathering in Schottland. Im Laufe der Jahre begegneten wir uns immer wieder auf verschiedenen Veranstaltungen. Jedes Mal hatte sie gerade eine neue strapaziöse Herausforderung gemeistert - erst Island, dann die Südinsel Neuseelands und schließlich Australien. Jedes Mal, wenn ich sie traf, war ich noch mehr beeindruckt als beim letzten Mal.
Ich erinnere mich, dass wir nach dem Symposium in San Francisco zufällig denselben Rückflug nach Europa gebucht hatten. Während der gesamten Reise unterhielten wir uns angeregt. Ich stellte ihr viele Fragen: Warum, wie, was? Ihre Antworten waren klar, zielstrebig und bescheiden - eine Seite von Freya, die bei ihrem Vortrag auf dem Symposium nicht so deutlich zum Vorschein gekommen war. Als ich sie darauf ansprach, erklärte sie mir, dass sie bei solchen Veranstaltungen das Gefühl habe, das Publikum wie ein Schauspieler unterhalten und begeistern zu müssen.
Wie misst man den Erfolg einer Seekajak-Expedition? Schließlich geht jeder aus unterschiedlichen Gründen auf eine solche Reise. Manche paddeln, um sich mit der Natur zu verbinden, um der Hektik des modernen Lebens zu entfliehen. Für andere ist es das Abenteuer, die Herausforderung der Reise an sich.
Umrundungen von Inseln haben ein klares Ziel: Man möchte zurück zum Ausgangspunkt gelangen. Das ist ein greifbares Ziel. Aber wenn man eine solche Reise nicht schafft, ist man kein Versager - es bedeutet einfach, dass das ursprüngliche Vorhaben nicht erreicht wurde. Dennoch hat die Reise einen immensen Wert.
Viele Jahre lang galt die Umrundung von Inseln wie Großbritannien, Island oder Neuseeland als Höhepunkt des Langstrecken-Seekajaksports. Dann umrundete Paul Caffyn Australien und hob die Messlatte auf ein ganz neues Niveau.
Das Wort 'Expedition' bedeutet 'eine Reise mit einem Ziel' - und wenn es um Freya geht, glaube ich, dass sie ihr Ziel um jeden Preis erreichen wird - oder bei dem Versuch zu Grunde geht. In all meinen Jahren als Seekajakfahrer habe ich noch nie jemanden getroffen, der so motiviert und zielstrebig ist.
Wenn man Freya Hoffmeister zum ersten Mal begegnet, ist man vielleicht beeindruckt von der Ruhe, die sie ausstrahlt - bis man merkt, dass es dieselbe Ruhe ist, die das Meer ausstrahlt, bevor es das Kajak umwirft und einem klarmacht, wer hier wirklich das Sagen hat.
Freya ist nicht nur eine Weltklasse-Seekajakfahrerin - sie ist eine Naturgewalt mit Paddel. Im Laufe der Jahre hatte ich das große Vergnügen, sie sowohl als Freundin als auch als Kollegin bezeichnen zu dürfen. Ich habe gesehen, wie sie sich Ziele gesetzt hat, von denen die meisten von uns nur träumen können, und wie sie sie dann mit einer Entschlossenheit, Eleganz und beharrlicher Begeisterung erreicht hat, die einen an das Unmögliche glauben lässt.
Freyas Geschichte berichtet von Mut, Neugierde und einer zähen Zuversicht, die einen weitermachen lässt, wenn die Arme weich wie Gummi sind und die nächste sichere Landung meilenweit entfernt ist.
Was motiviert Freya zu ihren außergewöhnlichen Reisen? Um das zu verstehen, empfehle ich, ihre Bücher zu lesen.
Freya schreibt so, wie sie paddelt - klar, zielstrebig und mit einem kleinen Schmunzeln. Ihre Geschichten bringen einen zum Lachen, zum Nachdenken und vielleicht sogar dazu, sich selbst herauszufordern.
Wenn man Glück hat, erinnern sie einen auch daran, dass die besten Reisen diejenigen sind, die einen - sanft oder hart - aus der eigenen Komfortzone zu etwas Größerem führen.
Also ziehe deine Schwimmweste an und richte deinen Blick auf den Horizont, denn es wird immer eine großartige Reise.