Vorwort
von Christopher Cunningham
"Das ist halt so." Wenn du jemals mit Freya Hoffmeister über eines ihrer vielen Seekajakabenteuer gesprochen hast, hast du vielleicht gehört, wie sie genau diese Worte benutzt hat, um Erlebnisse zu beschreiben, die jeden anderen mit lähmender Angst erfüllen würden. " Das ist halt so." mag abwertend auf die echten Gefahren wirken, denen sie auf den Zehntausenden von Kilometern, die sie gepaddelt ist, begegnet ist. Aber sie spiegeln eine Lebenseinstellung wider, die es ihr ermöglicht hat, mehr Kilometer Expeditionsküste sicher zu bewältigen als jeder andere Paddler in der Geschichte.
Als ich Freya 2005 zum ersten Mal bei einem Seekajak-Symposium im spanischen Llançà, an der Mittelmeerküste, traf, hatte sie sich bereits einen Namen als aufstrebende Paddlerin und als Persönlichkeit gemacht. "Die Frau in Schwarz" - wegen ihrer komplett schwarzen Kleidung zu Wasser und an Land. Sie kam zum Symposium, um zu lernen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Neben den geplanten Kursen war sie auf der Suche nach weiteren Kajak-Rolltechniken. Sie zeigte mir einen Ordner, in dem sie jede Variante, von der sie je gehört hatte, gelistet hatte, einschließlich einiger, die ich in meinem Buch über Grönlandkajaks erwähnt hatte. Sie hatte alle Rollen, die sie geschafft hatte, abgehakt und würde nicht aufhören, bis sie alle gemeistert hatte.
Als Freya ankündigte, Australien allein zu umfahren, wurde sie von vielen Kritikern aus der Seekajak-Gemeinde als leichtsinnig bezeichnet. Aber sie hatte ihre Hausaufgaben bereits mit den erfolgreichen Umrundungen von Island und Neuseelands Südinsel gemacht. Der vielleicht riskanteste Abschnitt der 13.500 Kilometer langen australischen Rundfahrt war der Golf von Carpentaria, die große Bucht an der Nordseite des Kontinents. Der Küste zu folgen, hätte bedeutet, ein dicht besiedeltes Revier von gefährlichen Salzwasserkrokodilen zu durchqueren, also entschied sich Freya für die 'Abkürzung', eine 650 Kilometer lange Durchquerung der oberen Öffnung des Golfs. Dafür brauchte sie acht Tage, in der sie tagsüber paddelte und es sich nachts im Cockpit gemütlich zum Schlafen machte.
Die alternative Route hatte ihre eigenen Gefahren: Haie, giftige Seeschlangen und Quallen, die einen tödlichen Stich verursachen konnten. Ich saß gerade am Schreibtisch im Büro des Sea Kayaker Magazins, als ich einen Anruf von Freya über ihr Satellitentelefon erhielt. Sie war mitten auf der Überfahrt, anscheinend etwas gelangweilt und brauchte nur die Ablenkung eines Gesprächs.
Während ihrer 27.000 Kilometer langen Erst-Umrundung Südamerikas wurde Freya in der Nacht von einer Flutwelle auf dem Amazonas mitgerissen und musste acht Kilometer lang brutal seitwärts surfen. In der Nähe von Kap Hoorn, der berühmt-berüchtigten Südspitze des Kontinents, wurde sie fünf Tage und Nächte lang von unerbittlichen Winden mit bis zu 240 Kilometern pro Stunde allein an einer felsigen, unwirtlichen Insel festgenagelt.
Das ist halt so. Der einzige Weg zu überleben ist, sich körperlich und geistig vorzubereiten, um der Natur und ihren Gegebenheiten zu begegnen. In der ganzen Zeit, in der ich Freya kenne, glaube ich nicht, dass ich sie jemals über Glück reden gehört habe, weder über gutes noch über schlechtes. Glück war nie Teil der Überlegungen, die sie jedes Mal anstellt, wenn sie mit ihrem Kajak in ein neues Gebiet paddelt, und kann es auch nicht sein.
Bei ihren frühen Rundfahrten war Freya darauf bedacht, nicht nur sicher, sondern auch schnell voranzukommen. Vor allem bei der Umrundung Australiens war es ihr Ziel, eine Zeit zu unterbieten, die nur einmal zuvor vorgelegt wurde. Deshalb machte sie nur wenige Pausen und behielt die täglich zurückgelegten Strecken genau im Blick.
Bei der Umrundung Nordamerikas machen die kurzen eisfreien Zeiten entlang der arktischen Küste es notwendig, die Reise in Abschnitten und nicht in einem fortlaufenden Stück zu machen. Es gibt keinen Rekord zu brechen, so dass sie ihre eigenen Bedingungen aufstellen kann.
Normalerweise paddelt man mit Partnern langsamer ist, aber es fügt eine neue Dimension zu Freyas Nordamerika-Umrundung hinzu. Und mit einem entspannteren Tempo nimmt sie sich mehr Zeit, um zu genießen, was die Küste zu bieten hat, und ihre Erfahrungen durch ihr Schreiben und Fotografieren zu dokumentieren. Dieses Buch wurde dadurch umso interessanter.
Die Umrundung Nordamerikas ist eine Aufgabe, die nur wenige überhaupt in Erwägung ziehen würden. Auf der ganzen Welt ist Freya die Einzige, die diese Herausforderung angenommen hat und sich Stück für Stück an ihren dritten Kontinent herantastet, bis sie ihn vollständig umrundet haben wird. Das ist halt so – es ist eine großartige Leistung!